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Zähneziehen für Kinder von Hartz-IV-Empfängern?

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Zähneziehen für Kinder von Hartz-IV-Empfängern?

Beitrag#1von ruebezahl » 25. Nov 2008 14:05

HOLLA, zu einem
neuen Hersteller-Kurs über kieferorthopädische Frühbehandlung, insbesondere als Kassenleistung, heißt es:
„Frühzeitige Extraktionen können (bei der richtigen Indikationsstellung) ein Segen sein“
Der Vollständigkeit halber wird da zwar auch vor zu eilfertigem Zähneziehen gewarnt, ABER soll da etwa die alte Serienextraktion nach Kjellgren (richtig geschrieben? egal, ist eh Mittelalter) wieder rausgeholt werden? In einer Zeit, als es noch kein Plastik gab und als Zahnspangen nur für Reiche, nämlich aus Edelmetall waren, hatte man da, wenn die Schneidezähne beengt wuchsen, als Erstes die Milch-3er gezogen. Dann wächst die Eckzahn-Lücke ziemlich zu, das habe ich heute auch schon gesehen. Dann wurden die Milch-4er und dann die nachfolgenden bleibenden 4er gezogen, damit sich die nachfolgenden Eckzähne dort einordnen können.
Ganz im Gegensatz dazu heißt es in einem 2004er Artikel über Minimalinvasive Kieferorthopädie, dessen Quelle im Internet leider für Für-Lau-Leser dicht gemacht wurde, ZITAT: „Es ist aber nicht akzeptabel, wenn (der Engstand) bereits frühzeitig erkannt wird, meist mit dem beginnenden Zahnwechsel, und dann über Jahre eine begleitende Observation durch den Kieferorthopäden erfolgt, bis das Vollbild das Engstandes vorliegt, um sodann die angeführte Extraktionstherapie als Mittel der Wahl durchzuführen. Eine Verstärkung der bestehenden Wachstumshemmung – und um eine solche handelt es sich bei den meisten Fällen des Engstandes – durch die so genannte gesteuerte Extraktion (gemeint ist o.g. Serienextraktion) verbietet sich von selbst, wenn wie in den meisten mitteleuropäischen Ländern ausreichend Ressourcen für eine ursächliche Therapie vorhanden sind.“ENDE
Für diese ursächliche Beseitigung der Entwicklungshemmnisse haben die Autoren einen modifizierten Funktionsregler namens SFR zur Frühbehandlung entwickelt, wobei 12 bis 14/24 h Tragen reichen. Dehnplatten „mit den verschiedensten Möglichkeiten von Segmentierungen“ empfehlen sie zur Zahnbogen-Entwicklung auch.

Nun ist diese sinnvolle Frühbehandlung von bloßem Engstand keine Kassenleistung, aber diese preisgünstigen Geräte helfen, dass sich das Gebiss gesund entwickeln kann.
Ein Paar Platten ist nicht teuer, und ein konfektionierter Trainer, z.B. ein Kaukraft Kiefer-Former erst recht nicht. So dass es diese gering profitablen Geräte in manchen KFO-Praxen wohl gar nicht mehr gibt.
Überhaupt entziehen sich Kieferorthopäden jeglicher Evaluierung, wie mir ein Branchenkenner neulich mitteilte.
So habe ich auch schon an verschiedenen Orten gesehen, dass auch Milch-5er ohne vorherige Rettungsversuche gezogen wurden. Dann wurden Lückenhalter unbrauchbar und dann sind die 6er eben in die Lücke vormarschiert, und dann droht weiteres Zähneziehen oder diverse Brutalmethoden. Obwohl aufgewanderte 6er laut Auskunft verschiedener alter Hasen und alter Schriften auch mit Platten oder Crozat wieder zurückgeschoben werden können. Bis zu 6mm weit, und auch, wenn der 7er schon im Anmarsch ist – aber heutzutage nur noch schwer zu bekommen.

Überhaupt haben in den letzten Jahren viele Zahnlabors dichtgemacht, wobei die Hauptursache nicht die Automatisierung und nicht die Billig-Konkurrenz aus Fernost ist – die ist qualitativ meist besser als das, was die schlecht ausgebildeten Handwerker in den USA fabrizieren.
Sondern durch die Flickschusterei am Gesundheitswesen fehlt es an Planungssicherheit. Die wollen nicht zugeben, dass wir längst eine 3- oder 4-Klassen-Medizin haben, und die Patienten geraten dabei unter die Räder, vor allem die in der untersten Klasse und deren Kinder (!). Nächstes Jahr wird weiter gekürzt. Deswegen mehr Zähne ziehen?
Zahnärzte und Labors hätten z.B. sicherer planen können, wenn die Seehofer-Reform wie geplant durchgezogen worden wäre, die auf eine Privatisierung der Zahnbehandlungen, mit Ausnahme der vorbeugenden, hinausgelaufen wäre. Etwa wie in der Schweiz.

Soweit für diesmal,
hordeotech
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