Abzocke in Berlin legal: Erfolg der Kieferorthopäden-Lobby

Hier der Link zur Hauptseite: http://www.zwanglose-zahnspangen.de
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Abzocke in Berlin legal: Erfolg der Kieferorthopäden-Lobby

Beitrag#1von ruebezahl » 21. Apr 2008 17:44

Liebe Leser,
folgender Fall in Berlin könnte auch anderswo sein:

da wurde erst der Behandlungsbeginn bis zum Alter von 12 verschleppt, dann nichts von Zuzahlungen erwähnt und 1 Jahr mit aktiven Platten herumgemacht, und dann eine feste Spange eingebaut. Diese soll nun 3 Jahre lang (!) 30 Euro Zuzahlung pro Monat kosten, OHNE dass vorher die Zustimmung der Eltern eingeholt wurde. Zuzahlungsfreie Behandlungen führt jene Praxis gar nicht mehr durch, und insgesamt 3 von 5 angefragten örtlichen Praxen nicht mehr (die übrigen 2 wollten den Fall erstmal sehen).

Eine Rückfrage bei der örtlichen Kassenzahnärztlichen Vereinigung führte leider zu nichts. Es sei hier rechtens, dass Kieferorthopäden mit Kassenzulassung nicht mehr zuzahlungsfrei behandeln.
Da hat die Berliner Kieferorthopäden-Lobby ganze Arbeit geleistet!
Denn in Fach-Foren anderswo hieß es bisher, Kassen-Kieferorthopäden müssten zuzahlungsfreie Behandlungen anbieten, aber diese seien allerdings „unmodern“. Und de facto steht ein Arsenal von Abschreckern wie Zähneziehen oder Außenspangen zur Verfügung, um vor zuzahlungsfreien Feste-Spangen-Behandlungen abzuschrecken.

Verschwiegen wird dabei hier wie dort, dass komplette Behandlungen mit vollständigen herausnehmbaren Spangen in Prinzip auch Kassenleistung sind.
Sie wurden über 50 Jahre lang praktiziert, aber werden heute offenbar nicht mehr voll gelehrt, oder nur noch nebenbei angerissen, zum Selbststudium für Interessierte. Mehr Platz in den Lehrplänen gehört offenbar den materialintensiven Methoden, die von den Herstellern dieses Zubehörs heute propagiert werden.
Hier nochmal mein Schaubild der Rückentwicklung:
www.sanfte-zahnklammern.de/downloads/fo ... ckentw.pdf

In o.g. Fall besteht jetzt, nach den aktiven Platten, noch eine Rückbisslage (Überbiss) mit einwärts geneigten unteren Backenzähnen. Die Möglichkeit von Vorschubplatten, oder Gummibändern zwischen den Platten zu spannen (Billiglösung), war hier nicht genutzt worden!
Diese Fehlstellung ließe sich nun unter Nutzung des Wachstums schmerzlos und ohne Karies-Risiken mit einem eingeschliffenen Aktivator oder Bionator (14/24h zu tragen) funktionskieferorthopädisch beheben. In den 3 Jahren, die hier für die feste Spange veranschlagt wurden, ganz bestimmt, sogar bei wenig Restwachstum. Zudem ist die Behandlungszeit mitsamt Retentionsphase zu rechnen. Was nützt schnelles In-Form-Zwingen, wenn die Zähne dann ohne langjährigen Kleberetainer schnell wieder schief werden? „Fast selbst gewachsene“ Zahnstellungen nach funktionskieferorthopädischer Behandlung sind deutlich stabiler, und Kontrollen alle 2 bis 3 Monate würden für diese Methode ausreichen. Längere Anreisen zu einem Arzt, der sowas heute noch kann und macht, wären dann relativ.
Und selbst bei 1 Termin pro Monat, z.B. mit aktiven Platten, wären die Kosten für Fahrscheine hier dann ca. 70 Euro pro Jahr, voll konkurrenzfähig gegen jede Zuzahlung, und bis ins nahe Umland reichend. In ein anderes Bundesland auszuweichen, kann bei kieferorthopädischer Kartellbildung oder patientenunfreundlicher Lobbyarbeit manchmal weiterhelfen.

Z.B. gibt es hier im Umland einen Anbieter, der oft sogar Crozat-Spangen auf Kasse abzurechnen vermag. Und in Berlin selbst einen mit Mischkalkulation, der Selberzahlern z.B. eine Bionator-Behandlung für 1000 Euro anbietet. Konkurrenzfähig gegen Zuzahlungen zu festen Spangen, aber in verschleppten Fällen nicht mehr unbedingt aussichtsreich.
Hier kommen wir zur Flucht nach vorn: wenn zuzahlungsfrei eh immer seltener wird, dann rechnet sich eine selbstgezahlte Frühbehandlung bei einem entsprechenden Anbieter, mit sanften Methoden und für einige 100 Euro, in den meisten Fällen. Nur in hartnäckigen Fällen, z.B. mit erblich bedingten Fehlstellungen, können sich diese später abermals ausprägen. Generell stabilisiert sich ein ordentlich funktionierender Mundraum jedoch von selbst.
Also bloß nicht bis zur Verschlimmerung verschleppen lassen!
Nuckelgebisse bei Kleinkindern normalisieren sich oft schon, wenn statt des Schnullers oder Daumens eine konfektionierte Mundvorhofplatte genuckelt wird.

Soweit für heute,
Larissa (hordeotech)
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Üble Lobby-Machenschaften, Nachtrag

Beitrag#2von ruebezahl » 22. Apr 2008 12:56

Liebe Leser,
bei der Adressen-Pflege erfuhr ich heute, dass die Brutal-Kieferorthopädie im Fernsehen nicht nur für Erwachsene, sondern kürzlich auch im KiKa (Kinderkanal) salonfähig gemacht wird.
„Ja, da müssen Zähne raus, und dann eine feste Spange rein!“ Alternativen wurden offenbar gar nicht erwähnt.
Demnach beschickt die Lobby der teuren Folgeschäden-Kieferorthopädie inzwischen nicht nur die Stiftung Warentest, sondern auch das Kinder-Fernsehprogramm mit ihren Inhalten.
Ach ja, wenn mal ein Krieg den Interessen der Mächtigen dienen sollte, dann werden sie die Massenmedien auch dafür instrumentalisieren. Da könnt ihr Gift drauf nehmen. Sie werden dem Volk dann schmackhaft machen, Opfer zu bringen. Z.B. auch die eigenen Kinder.

Wenn ich dagegen an meine Kindheit zurückdenke, an die Sendung mit der Maus, waren das noch Zeiten! Da war ein Beitrag, wie ein Junge eine Zahnklammer bekam. Von einem netten alten Onkel Doktor, da wurde ein Abdruck genommen („Wie Kaugummi“), und dann gab es offenbar eine Doppeldecker-Spange...
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Feste-Spangen-Lobby zu Wasser, zu Lande und zur Luft

Beitrag#3von ruebezahl » 30. Apr 2008 12:39

Liebe Leser,
da ziehe ich mal in einer Museumsnacht durch meinen Geburtsort, biete dabei 2 älteren Schülerinnen mit voll eingerüsteten Gebissen mein Infomaterial an, aber stoße auf ein Desinteresse, als ob ich ihnen ein Grammophon hätte verkaufen wollen.
Oder wenn ich eine Mutter, deren Kind eingerüstete Zähne hat, auf die Kariesgefahr aufmerksam mache, sagt die bloß, „Ja, wenn man die Zähne nicht versiegeln lässt...“
Dann noch ein Riesen-Plakat einer Versicherung, die einem die 4 Wände schützen will, aber offenbar nicht die Zähne eines von 2 gezeigten Kindern, die in einem großen Karton Bude spielen. Die sind in Vollmetall eingerüstet.
Genauso wie bei einem 13-Jährigen in einer Quizsendung, die meine Mutter am Freitagabend (25.04.) laufen hatte. Vermutlich hatte der sogar noch einen fest eingebauten Aufbiss (vergl. Beitrag „Grüne Hölle..“ vom letzten August), wie seine tiefe Zungenlage beim Sprechen und seine unklare Aussprache ahnen ließen. Er sahnte im Tandem mit seinem Opa für auswendig gelerntes Wissen ein Schweinegeld ab. Aber Wissen und Einblick, wie man seine Haut oder seine Zähne vor unnötiger Quälerei und Abzocke schützt, hatte offenbar keiner von beiden.
Zumindest der 4-Wände-Versicherung werde ich noch Tacheles reden! Wie vorher einem Öko-Reiseveranstalter, dessen Katalog-Titelbild eine ebenso gestörte Idylle zeigte. Die hatten sich damit herausgeredet, dass man aus Kostengründen auf (gesponserte) Bilder anderer Quellen zurückgreifen müsse, und mir Rabatt für eine eigene Werbeanzeige angeboten. Wenn ich davon Gebrauch mache, käme sie in den 2009er Katalog.

Währenddessen hatte ich 6 Ratsuchende in 5 Tagen, wovon zumindest 2 ziemlich sauer sind, nämlich über
- routinemäßiges teures Mit-Kanonen-auf-Spatzen-schießen
- mittelalterliche „Dr.-Eisenbart-Methoden“ bei Progenie: Delaire-Maske
Zwar ermöglicht die moderne Medizin mit bildgebender Diagnostik ganz neue Dimensionen des „Wer gesund ist, ist nur noch nicht gründlich genug untersucht worden“. Aber dass diesen Fortschritten, auch bei der Abbildung der Kiefergelenke, dann so mittelalterliche Therapiemethoden gegenüberstehen, dass haben Fachleute auch schon bedauert.
Soweit für diesmal,
Larissa,
und die Fledermäuse sind in Bielefeld nur halb so groß wie in Berlin
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