Tiefbiss modern ausbeuten, oder gesundwachsen? Kiefer-Former

Bei Anfragen wären folgende Angaben zur Person hilfreich:
A) Patient (Alter?)/ Eltern/ Lehrkräfte/ Zahnarzt / Zahntechniker/ Therapeuten o.ä.
B) Schon in Behandlung / Erst- bzw. Zweit-Behandlung suchend / unbetroffen interessiert o.ä.
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Tiefbiss modern ausbeuten, oder gesundwachsen? Kiefer-Former

Beitrag#1von ruebezahl » 26. Nov 2006 12:46

Liebe Leser,

ein Tiefbiss ist ein kombiniert horizontaler und vertikaler Überbiss, während ein rein vertikaler gemeinhin als Deckbiss bezeichnet wird, weil die oberen Schneidezähne die unteren dann verdecken.
Im Extremfall beider Situationen beißen sich solche Patienten ins eigene Fleisch des Vordergaumens. Dann besteht natürlich besonderer Handlungsbedarf. Aber auch sonst ist die Kaufähigkeit bei Unterkiefer-Rücklagen (der horizontalen Komponente der Fehlstellung) suboptimal. Denn die Stößel der oberen Mahlzähne sind dann nicht in den Mörsern, die die rechteckigen unteren Mahlzähne darstellen, sondern mörsern eher auf deren Rändern und wetzen sie dadurch ab.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schmerzfrei selbst ein starker Tiefbiss mit einer Doppeldecker-Spange, z.B. einem passend eingeschliffenen Aktivator, in 1.5 – 2.5 Jahren, je nach Patientenalter, gesundwachsen kann.
Dieses Arbeiten mit dem Wachstum war damals, bis in die 80er Jahre, mitnichten Alternativ-KFO, sondern Standard-Methode. Äußerlich normalisiert sich ein fliehendes Kinn dabei auch, anders als bei Headgear-Hauruck-Verfahren.

Heute liest man dagegen immer wieder, wie Kinder und Jugendliche wegen Tiefbiss 3 Jahre mit kompletten festen Spangen behandelt werden, mit bisweilen mäßigem Ergebnis (von den dabei verbreiteten Zahnschmelz- und -wurzelschäden noch abgesehen).

Klar, denn dieses profitable In-Form-Zwingen der Einzelkiefer verzichtet darauf, die beträchtliche Kraft des Zusammenbisses zu nutzen, die sich bei der funktionellen Tiefbiss-Korrektur heilsam auswirkt. Schon nach einem halben Jahr konnte ich fühlen, wie sich eine neue, gesündere Bisslage entwickelt.
3 Jahre Baustelle im Mund und Feste-Spangen-Schmerzen treiben vielen Kindern dagegen auch noch den restlichen Kaugenuss aus.
In dem Zähne-Machwerk der Stiftung Warentest (mitverfasst von Uniklinik-Profs) wird als Behandlungs-BEISPIEL eine 10-jährige wegen Tiefbiss auch derart gepiesackt. Und Brackethersteller-Kurse gibt es dazu auch: „das Konzept der Behandlung tiefer Bisse hat sich gewandelt...“

Wenig bekannt sind dagegen z.B. Kaukraft Kiefer-Former, die es in 4 Formen mit bis zu 8 Größen gibt. Nicht nur Deck- und Tiefbisse, sondern auch Engstände können damit im Entwicklungsstadium kostengünstig – für beide Seiten - entschärft werden, sogar auch die Ins-Fleisch-Beiß-Situationen. Denn Kassen-seitig sind hier keine Indikationen für kieferorthopädische Frühbehandlung, sondern Versorgungslücken.

MfG, Hordeotech
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Re: Tiefbiss modern ausbeuten, oder gesundwachsen? Kiefer-Fo

Beitrag#2von BioProKFO » 29. Feb 2012 21:17

Dann sollten Sie mal einen Utility-Bogen einsetzen um im OK die Zähne in die richtig Richtung zu bewegen...

Mit einer losen Klammer die in heutiger Zeit kaum noch getragen wird (lange Schule, Nachhilfe usw...) können Sie
leider Zähne nicht 3-dimensional im Raum bewegen...
Haben Sie überhaupt mal im FRS geschaut wie die Frontzahnachse im OK ist?


LG, BioProKFO
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Erzwungene Zahnposition schon für Kinder; Bio-Etikettenschwi

Beitrag#3von ruebezahl » 1. Mär 2012 10:55

NA? „Utility“ wie „Utilitarismus“ = Der Zweck heiligt alle Mittel?

Also servieren die Fertigteil-Verkäufer, ob aus Übersee oder hiesige, nun die Funktionskieferorthopädie (FKO) für Kinder ab. Nachdem sie längst die Platten zur Zahnkorrektur, die Platten zum Platzgewinn und FKO-Geräte für Jugendliche, wie oben am Beispiel beschrieben, weggedrängt haben. Schaubild hier: http://www.sanfte-zahnklammern.de/downl ... ckentw.pdf

Damit das Wissen über handwerkliche Kieferorthopädie ganz vergessen werden soll. Gentech-Konzerne lassen grüßen, wenn man mal mit Saatgut vergleicht.
Schon jetzt fällt manchen Kieferorthopäden z.B. bei Einengung nur noch Zähneziehen, Headgear oder (besonders bei Privatpatienten) zusätzliche feste Einbauten ein. Sogar bei Progenie ist mir der Headgear nun schon 2x untergekommen, wo er die Bisslage nicht verbessert, sondern weiter verschlechtert. Um Patienten nicht nur fahrlässig, sondern mutwillig in die Knochensäge treiben, könnte man meinen.
2 Fälle beriet ich gerade, wo o.g. partielle Bracket-Spangen an 6 und 7-Jährigen vorkamen, gegen schiefe Schneidezähne. Beide in Österreich, wo die Brutalisierung der Kieferorthopädie vor etwa 10 Jahren im Handstreich erfolgte.
Und 2 Fälle mit seitlichem Kreuzbiss kamen vor, der eine ein jugendlicher Privatpatient, da soll gleich teures Zeug verbaut werden (Lingualbrackets + Forsus), ungeachtet des Schmalkiefers. Der andere war ursprünglich kein schwerer Fall, aber hat nun nach 9 Jahren KFO-Behandlung (!), wovon 3 mit schmerzhafter Bracket-Spange, einen seitlichen Kreuzbiss.

Frontzahnachse im OK?

Im Konzept von damals, als es noch genug Kinder gab und die Kieferorthopädie den Erwachsenen-Markt noch nicht erschlossen hatte, wurden die Zähne erst horizontal mit Platten eingereiht, und dann zur vertikalen Korrektur und Bisslagekorrektur das Wachstum in einem FKO-Gerät genutzt.
Nun kann man das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen, weil es gar keins ist. Die Zeit eilt vorwärts in die Richtung zunehmender Unordung, und manchmal bilden sich im Chaos Inseln neuer Ordnung.
Die Frage, wo die nachhaltig gesunde und stabile Position der Zähne eines Individuums sein soll, bleibt jedoch für gesundheitsorientierte Kieferorthopäden aktuell. Nach Durchschnittswerten konstruierte Fertigteile führen dorthin nur, wenn der Körper des Patienten diese Normen toleriert.
Sicherer wäre, jedem Patienten ein gewaltfreies Hilfsmittel zu geben, mit dem er seine Mundraumkräfte auf eine gesunde Gebissentwicklung hin umlenken kann, wie sie eigentlich von Natur aus der Fall sein sollte.
Dem Trend zu Ganztagsschulen und vollen Terminkalendern von Kindern kann man dabei mit Kaugummieffekt-Geräten begegnen. Anders als o.g. starre Aktivatoren nutzen diese zusätzliche Muskelkräfte. Dadurch lässt sich die Tragezeit auf nachts und stundenweise tagsüber reduzieren - wie es früher schon Stockfisch (Kinetor, für heutige Maßstäbe klobig) und Bimler feststellten.

Zudem ermöglichen Kaugummieffekt-Geräte, wenn sie Protrusions- oder Retrusions-Elemente haben, ein einzeitiges Vorgehen bei der 3-dimensionalen Zahnkorrektur.
Eine neuere Entwicklung auf diesem Gebiet sind die FBG-Geräte der Turiner Schule.
Leider fand ich noch keine Bilder original aus Torino. Aber dafür hier viele: http://www.my-fgb.info/geraete/index.html Sie wirken stabil gebaut, nicht so klobig wie konfektionierte Trainer, und sind primär zur Anwendung im Wechselgebiss, also vor der Pubertät, gedacht (was seinerzeit schon Balters, Fränkel u.a. empfahlen). Mit Ausnahme der Bauform FGB-deep1 für vertikale Korrekturen im bleibenden Gebiss: sie kann langes, Zahnsubstanz verschleißendes Bracket-Elend sparen.

Aufrechte Grüße, Rübezahl
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Re: Tiefbiss modern ausbeuten, oder gesundwachsen? Kiefer-Fo

Beitrag#4von kuki » 1. Mär 2012 14:39

Wenn man sich über die Zusammenhänge zwischen der Entwicklung der Kiefergelenke und dem Zahndurchbruch im klaren ist, weiß man, dass die Form, die Durchbruchsachse und der Durchbruchsort (Abstand der Zähne zu den Kiefergelenken) der bleibenden Zähne die Form und Winkel der Gelenkgrube bzw. der Eminentia artikularis bestimmen. Es ist als Aufgabe des verantwortungsvollen Behandlers, dieses Wachstum durch rechtzeitige und richtige dreidimensionale Einordnung der Zahnbögen zu den Kiefergelenken, zu beeinflussen. Dies geht naturgemäß nur während der Funktionsperioden des Wechselgebisses durch Einstellung der Neigung der Okklusionsebene, Ausformung der sagittalen und transversalen Kompensationskurven sowie der Zahnbögen in der Horizontalebene. Diese Behandlung ist mit KEINER FESTSITZENDEN BEHANDLUNGSTECHNIK auch nur ausreichend möglich. Das Therapiegerät FGB (function generating bite und nicht wie missbräuchlich Funktionsgerät nach Bodmann), das ein funktionskieferorthopädisches Gerät (Turiner. Schule) darstellt, erlaubt über okklusionstrennende Bleche die direkte Beeinflussung der Okklusionsebene und der Spee- und Wilsonkurven. Weitere Elemente aus dem funktionskieferorthopädischen Baukasten erlauben die weitere Beeinflussung der Zahnbögen. Richtig und rechtzeitig eingesetzt lassen sich bei ausreichender Tragezeit nahezu alle Fehlbisslagen in den drei Raumachsen sehr gut behandeln. Abschließende Zahnfehlstellungen können dann, nach angemessener Registrierung, durch dreidimensional korrekt im programmierten Artikulator gefertigte und in der Okklusion optimal auf einander eingestellte Zahnregulierer wie ReguFlex Geräte korrigiert werden. Die Bisslage und die Okklusion passen dann optimal zur Kiefergelenksfunktion, Rezidive sind wenig zu erwarten. Eine festsitzende Behandlung im permanenten Gebiss kann die Bisslage nicht mehr durch Beeinflussung der Form der Kiefergelenke sondern nur durch intramaxilläre Verschiebungen beeinflussen und dürfte in den meisten Fällen spätere funktionelle Störungen nach sich ziehen. Head gear und andere externe Kraftquellen sind aus funktioneller Sicht obsolet, genau so wie okklusal nicht exakt adjustierte Tiefziehgeräte.

Viele Grüße von Fiona und Polly
kuki
 


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